Der Tag begann wie jeder im aktuellen Corona-Trott. Aufstehen, Kaffee, Home Office. Doch diesmal war es ein wenig anders. Im Hintergrund immer wieder Gedanken zu Fragen, welche Themen betreffen, die wenig mit dem eigenen Home Office zu tun haben. Was spricht für eine gemeinnützige Arbeit? Was dagegen? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein? Wie kann man begründen, dass E-Sport Bedingungen für genau dieses Thema erfüllt? Was liegt einem selbst daran, was der Community? Warum macht man das alles?
Gut, viele dieser Fragen kann man sich immer wieder stellen doch für mich waren sie am Freitag allgegenwärtig, den für den Abend stand für mich der erste Termin dieser Art an. Nun genau genommen nicht der erste. Eigentlich einer von vielen, doch es war der erste, der sich wieder „normal“ anfühlte. Schon viele Termine, Interviews, Anfragen und dergleichen habe ich in den letzten Monaten absolviert. Wie betrifft uns Corona, was kann man noch tun, was nicht, was tut die Politik? All diese Themen wurden unentwegt in verschiedenster Art und Weise diskutiert. Ich kenne inzwischen mehr Videokonferenz- und Messaging-Plattformen als manche Menschen E-Sporttitel.
Doch nun stand der nächste Termin an. Bei der Friedrich-Naumann-Stiftung. Genau, BEI der Stiftung. Also wirklich vor Ort, außer Haus. Etwas das rar geworden ist, vor allem wenn es darum geht aktuelle Themen zu diskutieren.
Volkssport Gaming? E-Sports in der Diskussion
So der ausschlaggebende Titel. Die Stiftung fragte bei uns an, ob ich denn zu diesem Thema gerne ein paar Worte sagen möchte. In Form einer Podiumsdiskussion, mit anschließender Gaming-Runde und weiteren Fragen rund um E-Sport und Politik. Die Antwort war für mich klar, immerhin habe ich den Posten unter anderem angetreten um über E-Sport aufzuklären, ihn in der Gesellschaft zu etablieren und genau das war ein Ziel dieser Veranstaltung. Schnell nach Details gefragt, zugesagt, Informationen ausgetauscht und dann erfahren: Das Ganze findet offline statt!
Kein Problem, doch für mich als Vorsitzender dank der pandemischen Lage, in der Tat der erste Termin dieser Art vor Ort. Auf dieses Event will ich also gut vorbereitet sein. Nochmal ein paar Fakten gecheckt, mit Mitgliedern ausgetauscht und dann konnte der Tag auch kommen. Ein Tag wie „damals“, als wir alle noch nicht wussten, dass wir für viele Monate so in unserem Leben beeinflusst werden. Nun ok, zugegeben, nicht ganz wie damals. Die Fahrt in die Stadt, mit der Tram, FFP2-Maske im Gesicht, sich über jene aufregen, die es nicht schaffen ihre Nase unter den Stoffapparaturen zu verstauen und dann ankommen im Co-Working-Space, welcher als Ort für die Veranstaltung ausgewählt wurde. Natürlich wurde erst einmal von jedem der Impfstatus validiert und auch noch ein Schnelltest gemacht, egal wie oft man schon geimpft wurde. Die Stiftung ist hier besonders vorsichtig, doch genau das gab ein gutes Gefühl als man dann die Maske abnahm. Danach war von Corona vor Ort nicht mehr viel zu erleben, bis auf ein paar Zuschauer, aber dazu später mehr.
Es konnte also los gehen. Nach freundlicher Begrüßung und erstem Austausch, wurde das Setup noch ein wenig eingerichtet. Die Herren von der Technik erhielten Unterstützung beim Aufbau und einrichten der Switch und es würde über den Stream und die Aufteilung gesprochen. Natürlich sollte die Diskussion im Vordergrund stehen. Szenen gab es nicht, Twitch war Neuland und OBS nicht am Start. Spannende Voraussetzungen, wenn man dann gefragt wird „Wie macht ihr das denn so?“ Aber alles hat gut funktioniert, man konnte alles fertig einrichten und die weiteren Gäste kamen an. Alex von der Liberalen Gaming Allianz stellte sich vor und man kam ins Gespräch. Ein Gespräch wie eben „damals“. Was spielt man, wie kam man zum E-Sport, was macht man heute. Schnell gesellten sich einige Leute der Stiftung dazu und während Mikros zugeteilt und Plätze vorbereitet wurden, gab es die ersten Erklärungen und Infos. Jene, die mit E-Sport wenig zu tun hatten, erfuhren was von ihren „Daddel-Spielen“ als E-Sport gespielt wird und was eher weniger. Im Laufe der Gespräche gesellte sich dann auch Philipp Hartewig dazu. Diplomjurist und Stellvertretender Landesvorsitzender der Freien Demokratischen Partei Sachsen. Der dritte Gast für die Podiumsrunde. Es konnte also los gehen. Schnell noch ein Getränk schnappen und dann ging es los.
Man sieht es mir eventuell an, zumindest in manchen Momenten: die ein oder andere Frage kam dann doch unvorbereitet. Doch eines muss ich hervorheben. Es war eine angenehme Runde. Man begegnete sich auf Augenhöhe, es waren viele gute Fragen im Gespräch, wichtige Themen und sowohl in der Diskussion, als auch bei den Gesprächen davor und danach, fühlt ich mich immer ernst genommen und das Thema „E-Sport“ wurde vor Ort mit der entsprechenden Wichtigkeit und Beachtung gewürdigt, die man sich wünscht. Natürlich merkte man an der ein oder anderen Stelle, dass ein wenig Verständnis fehlte, doch genau dieses wollte ich ja auch einbringen und ich denke bei dem ein oder anderem vor Ort und auch unter den online teilnehmenden Zuschauern, gab es ein paar Erkenntnisse. Schneller als einem klar war, waren 60 Minuten rum. Sogar mit offline Zuschauern! Wie oben bereits erwähnt. Der aktuellen Lage geschuldet, war ein hell erleuchtetes Fenster, mit vier Leuten vor Kameras und einer kleinen Crew, so spannend, das viele Leute stehen blieben, kurz zuschauten und Bilder machten. Wieder ein wenig Normalität mit Zuschauern vor Ort, wenn auch hinter einer Scheibe. Spannender wurde es für diese dann eine Stunde später, als die Gaming-Runde startete.
Ich muss an dieser Stelle ein Mal anmerken: Ich habe die Spielauswahl nicht getroffen! Es gab zwei Vorschläge. FIFA und Mario Kart, beide gewählt aufgrund der niedrigen Einstiegshürde und weil sie einfach auf der Switch angeworfen werden können. Da ich eben jene Konsole stellte und nur mit Mario Kart dienen konnte, wurde eben jenes erwählt. Ich habe im Vorfeld nichts dazu gesagt. Erst auf der Veranstaltung kamen von meinen Gesprächspartnern in der Pause erste Fragen. Wann habt ihr eigentlich das letzte Mal Mario Kart gespielt? Seid ihr gut? Was ist, wenn wir alle voll schlecht sind? Wie sich der ein oder andere vielleicht denken kann, musste ich bei dem Gespräch unwillkürlich Grinsen und dem ein oder anderem dämmerte, dass es eventuell damit zusammenhing, dass mir die Auswahl des Titels sehr entgegen kam. Es wurde fix umgebaut, noch einmal alles getestet und dann ging es los. Zugegeben, es gab Stolpersteine. Das es auch einen Twitch-Stream gab, habe ich in der Tat erst kurz zuvor erfahren, doch durch schnellen Austausch konnte hier sogar noch gehostet werden. (Danke an unseren HatedHero!) Der Beamer läuft, die Moderation beginnt und es wurde Mario Kart gespielt, während verschiedenste vorbereitete Fragen und Fragen aus dem Onlinechat beantwortet wurden. Auch hier kamen leichte Kommunikationsprobleme zum Tragen, doch für das erste Event dieser Art, welches von der Stiftung ausgerichtet wurde, lief es doch alles in allem sehr gut.
Die Themenfülle war in der zweiten Runde deutlich größer und während manche Antworten zögerlich kamen, weil sich kurz darauf konzentriert werden musste, die Strecke zu finden, so lief doch der Austausch sehr flüssig und sogar die Spielergebnisse wurden immer besser. Über Mental Health, Diversity und viele andere wichtige Themen wurde gesprochen und auch wieder der ein oder andere kalt erwischt. Tempolimits in Mario Kart? Wie kam das denn jetzt zustande? Die Zuschauer vor dem Fenster freuten sich, wir tauschten uns aus und die digitale Runde löcherte uns. Das Publikum war in der Tat ebenso breit aufgestellt, wie die Fragen. Da wird von der Mutter der Moderatorin eine Frage eingestreut und die Tatsache, da sie zuschaut war genauso überraschend, wie einige der Fragen. Neben einigen Anfeuerungsrufen über die digitalen Kanäle an alle Teilnehmer, gab es auch vor Ort schon erste Gespräche im Hintergrund. Die nächste Stunde war rum. Das Event wurde beendet und der Stream gestoppt. Zumindest online. Offline ging es weiter. Während sich für Teilnahme und Umsetzung bedankt wurde, fand ein reger Austausch statt. Sämtliche Themen der beiden Runden und noch viele weitere wurden diskutiert, sich ausgetauscht und schon neue Events geplant. Als der Abbau dann zusammen schnell bewältigt wurde, merkte ich vor allem eins: Das Thema ist angekommen. Mein Ziel war also erreicht. Anwesende, die vorher vielleicht mehr die politische Seite sahen und sich wenig unter dem Alltag eines E-Sport-Vereins vorstellen konnten, sprachen nun genau darüber und wie man es verbessern könnte. Welche Themen noch wichtig sind und wie man Einfluss nehmen kann. Natürlich gab es auch weitere lockere Gespräche über alles Mögliche, doch das Kernthema E-Sport dominierte und genau das war ja das Ziel.
Und nun? Gute Frage. Wie in den Gesprächen zu sehen, wurde viel angesprochen, was angegangen werden soll. Der ein oder Andere sieht das jetzt vielleicht ein wenig nüchtern, so ist es doch nicht das erste Mal, das sich die Politik dem E-Sport widmen will. Ich kann hier natürlich auch nichts versprechen, außer an dem Thema dran zu bleiben. Philipp Hartewig ist in einer guten Position um Einfluss auf das Thema zu nehmen und ich glaube ihm auch, dass es wichtig für ihn ist. Mit der Friedrich-Naumann-Stiftung arbeite ich gerne erneut zusammen und andersherum wurde mir das Ganze auch so bestätigt. Lassen wir uns überraschen, was da noch kommen mag.
Am Ende kann ich für mich sagen, es war ein gelungenes Event. Natürlich gibt es hier und da Verbesserungspotenzial. Doch vieles wurde auch schon erkannt. Twitch statt Zoom, Szenen statt manuellem Übergang. Für die erste Veranstaltung dieser Art seien solch kleine Pannen verziehen. Es war meine erste Podiumsdiskussion als Vorsitzender, die offline stattfand und auch ich kann noch an ein paar Sachen arbeiten, doch alles in allem bin ich recht zufrieden und auch das erste Feedback aus dem Verein gibt es so wieder, also lief es auch von der Warte aus gut. Es war mal wieder ein wenig das Gefühl von Normalität, so hinaus zu gehen und an einer „öffentlichen“ Veranstaltung teilzunehmen. Klar, hatten wir die ein oder andere in den vergangenen Monaten, doch vielleicht gerade, weil es für mich die erste war, in der ich den Verein auf diese Art und Weise vertreten habe ohne das ein Monitor zwischen mir und meinen Gesprächspartnern stand, machte es zu einem kleinen Highlight. Nun bleibt nur zu hoffen, dass wir nach und nach wieder mehr solcher Veranstaltungen genießen können. Bleibt zu hoffen, dass unsere Stimmen auch an den richtigen Stellen gehört werden, doch ich bin nach einer Diskussion noch lange nicht müde, das Thema voran zu treiben. Im Gegenteil, mein Eifer ist nicht verflogen!
Ich hoffe alle Zuschauer hatten auch Spaß an dem Event und der anregenden Diskussion. Wir halten euch auf dem Laufenden, sollte es News oder neue Ankündigungen geben.
Bis Dahin
Christian a.k.a Link
Fotos: Hai Bui